Dortmund-based company supports partners during the crisis
by Dagmar Dieterle
Interview with Claudio Kemper, Head of the Steel Division at NORDWEST Handel AG
marketSTEEL: How do you perceive the current situation from the perspective of a purchasing association - in view of the current price and market developments?
Claudio Kemper: The current low level of orders continues to be a problem, which demonstrably underlines the current economic situation in the sector. The economy is stagnating and many sectors are struggling with considerable challenges. Of course, this is also making the mood of our partners much gloomier. Following the considerable slump in the construction sector, other key industries are also experiencing sustained problems. Price trends also remain difficult to forecast. The numerous interim signals for price increases are often failing due to a lack of demand and long-term confidence. In my opinion, there is still a lot of sight-seeing and little speculative trading. However, this is not a purely German phenomenon, but is also reported to us by the European partners of the astedis cooperation.
marketSTEEL: Wie unterstützen Sie Ihre Fachhandelspartner in der Krise?
Claudio Kemper: Auf vielfältige Weise – wir verstehen uns als Verbundunternehmen als ganzheitlichen Dienstleister. Die langjährige Zusammenarbeit mit unseren Fachhandelspartnern ermöglicht es uns, stets übereinander informiert zu sein. Wir verfügen über ein stabiles und vertrauensvolles Netzwerk. Von dieser Stärke profitieren unsere Partner auf Händler- und Lieferantenseite, das hat uns das sehr positive Feedback auf unser Stahlverbund PHOENIX Treffen im September 2024 demonstriert. Wir haben lange überlegt, wie sinnvoll eine Veranstaltung in dieser Zeit ist. Die Entscheidung sie trotzdem durchzuführen war absolut die richtige. Gerade in der jetzigen Zeit sind Netzwerkveranstaltungen unter Partnern und der daraus resultierende Informationsaustausch enorm wichtig. Die Stärke von NORDWEST ist zudem sicherlich, nicht nur auf der operativen Seite tätig zu sein, sondern beispielsweise auch als Finanzdienstleister. Zudem unterstützen wir unsere Partner bei zahlreichen weiteren Themen, wie etwa Digitalisierung, Marketing, Vertrieb, Weiterbildung, Rahmenabkommen oder Unternehmensnachfolge.
marketSTEEL: Sie treiben die europäische Stahleinkaufskooperation astedis voran? Wie ist hier der Stand?
Claudio Kemper: Vor gut einem Jahr sind wir mit vier weiteren europäischen Einkaufsgruppierungen mit dieser bisher in der mittelständischen Stahlbranche einzigartigen Idee angetreten. Die astedis-Gruppe ist kürzlich wieder zu einem produktiven Treffen beim polnischen Kooperationspartner European Steel Group in Krakau zusammengekommen. Nachdem astedis im September 2023 als europäischer Netzwerkverbund für den mittelständischen Stahlhandel an den Start gegangen ist, haben die Vertreter von ESG, Coalsider, Sider Center, Socoda und natürlich von NORDWEST jetzt gemeinsam auf das erste Jahr zurückgeblickt. Die Gruppe arbeitet weiterhin sehr vertrauensvoll und zielgerichtet zusammen. Alle Partner zeigten sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Kooperation. Wir sind zahlreich gemeinsam am Markt und beispielsweise auch auf Messen aufgetreten. Dabei haben wir eine Offenheit und beständige Zustimmung der Industrie für die Initiative erfahren. Neben den jeweiligen nationalen Interessen war es das Ziel von astedis, sich als Interessenverbund vorrangig in Richtung der europäischen Stahlindustrie zu platzieren. In diesem Zusammenhang hat es schon erste operative Erfolge gegeben. Die Partner sind im regen Dialog mit der Industrie. Bei dem Treffen Ende Oktober haben die astedis-Vertreter auch die Weichen für 2025 gestellt. Sie haben strategische Lieferantenpartner definiert, mit denen die Zusammenarbeit nächstes Jahr weiterentwickelt werden soll. Auch hier werden die Partner gemeinsam das Gespräch suchen und zum Erfolg bringen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass es noch viele Herausforderungen gibt, aber die Zuversicht in diesem Projekt ist sehr hoch.
marketSTEEL: Welche Perspektiven erwarten Sie für das kommende Jahr?
Claudio Kemper: Leider sehen wir auch für 2025 wenig Aussicht auf Aufhellung in der Stahlbranche. Wir hoffen darauf, dass sich Angebot und Nachfrage noch ein wenig regulieren. Darüber hinaus gilt es, weiterhin die weltweiten Krisenherde zu beobachten. Hier kann es immer zu Ad-hoc-Reaktionen im Markt kommen. Wir werden bedauerlicherweise mit Liquidationen, Standortverdichtungen und auch Insolvenzen rechnen müssen. Das Ende der Negativspirale scheint noch nicht erreicht zu sein.
marketSTEEL: Welche Erwartungen haben Sie an die Politik?
Claudio Kemper: Um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland zu verbessern, wäre eine Vielzahl an Veränderungen nötig. Förderprogramme müssen beispielsweise verstärkt den Mittelstand und den Bausektor unterstützen, und Genehmigungsverfahren sollten vereinfacht und beschleunigt werden – um nur zwei konkrete Punkte zu nennen. Angesichts der im kommenden Jahr anstehenden Bundestagswahlen bleibt abzuwarten, ob bis dahin noch neue Impulse aus der Politik zu möglichen Anschubleistungen kommen.
Fotos: Nordwest, fotolia, marketSTEEL